Die Arche Noah ist ein wassergebundenes Transportmittel, um welches sich allerlei Legenden ranken. Abweichend zur herrschenden Auffassung wird sie teilweise Nautillus genannt. Die Arche Noah wird erstmals von Erzengel Gabriel in seinem Roman "Genesis" erwähnt.

Die Legenden gehen davon aus, dass Noah, ein direkter Ururenkel von Adam (Mann aus Lehm) und Eva (Frau aus Rippchen), von Visionen geplagt war. Noah war ein sehr gläubiger und gottesfürchtiger Mensch. Kein Wunder, erzählten doch seine Urgroßeltern ständig von der Vertreibung aus dem Paradies. Derart konditioniert suchte Noah nach übersinnlichen Zeichen, Vorboten für Unglück, das über ihn oder seine Familie hereinbrechen würde.

Eines Nachts wachte Noah schweißgebadet auf (Noah wohnte in der Nähe des heutigen Trabzon, in der Türkei und da ist es ja kein Wunder, wenn man im Hochsommer mal ins Schwitzen gerät) und deutete sein feuchtes Bettzeug sofort als göttliche Warnung. Noch im Morgengrauen terrorisierte Noah seine komplette Sippe und schickte seine Söhne und Schwiegersöhne aus, Bauholz, Spaxschrauben und Dübel zu beschaffen, während die Weibsbilder für Fressalien zu sorgen hatten. Noah malte sich nämlich eine drohende Überschwemmung aus und wollte ein Floß für sich und seine Familie bauen. Als seine Sippe zurück kam, hatte sie so viele Vorräte und Baumaterialien beisammen, dass man 50 Flöße hätte bauen und bestücken können. Um sich nicht der Peinlichkeit preisgeben zu müssen, die Aufträge übereilt erteilt zu haben, erfand Noah aus dem Stegreif einen göttlichen Auftrag und rezitierte scheinbar gottgegebene Abmessungen für das Werk. Außerdem machte er aus den Ziegen und Ferkel, die die Töchter als Lebendvorräte angeschleppt hatten, einen Arterhaltungsauftrag.

"Die Arche soll 30 Ellen breit, derer 300 lang und 50 hoch sein." soll Noah verkündet haben. Viele Philosophen interpretieren in diese Maße göttliche Fügung und leiten allerlei Fiktionen hiervon ab (So soll die hebräische Wortinterpretation dieser Maße "Wort" und "Sprache" bedeuten. Das ist selbstverständlich Unsinn, denn warum sollte der Anatole Noah hebräisch gesprochen haben?). Neueste Forschungen lassen allerdings den Schluss zu, dass eine Eselsbrücke hinter diesen Maßen steckte (weil Noah sie ja auch aus dem Stehgreif erfunden hatte). Ähnlich wie: "88, die Oma. 11, die Fußballmannschaft und 0? Null Ahnung." hatte es Noah gemacht: "Die hübsche Ellen aus der Nachbarschaft war gerade 30 Jahre alt geworden und Noah musste genau 300 Schritte bis zu ihrem Haus zurücklegen. Stets brachte Noah 50 Denare (ungefähr 80 Euro) als Gastgeschenk mit (So, jetzt ist aber Schluss mit den Nummern).


Die Bauarbeiten schritten nach anfänglichen Misserfolgen gut voran: Noahs Söhne hatten einen Holzlieferanten aufgetan, der tausende Nordmanntannen zu einem Spottpreis lieferte, da er diese als Weihnachtsbäume (Jesus war noch nicht geboren) nicht losgeworden war.


Noah ließ mehrere Decks bauen und vergaß weder die Vogelvoliere (einer Taube kommt später noch Bedeutung zu), noch das Gästezimmer für Ellen. Der Rest des Bauvorhabens ist langweilig und soll hier übersprungen werden. Nach ungefähr 10 Monaten war das Schiff jedenfalls fertig und es sah wahrlich hässlich aus. Noah hatte selbstredend keine Ahnung von der Seefahrt und ließ die Arche ohne Antrieb bauen, sonst hätte er ja noch länger gebraucht; er erwartete ja stündlich eine Überschwemmung. Und tatsächlich schickte der liebe Gott ein Zeichen.

Denn es bewahrheitete sich folgende Bauernweisheit: "Wenn du vorgesorgt hast, passiert nix. Es sei denn, es passiert was." Und es passierte etwas. Es gab ein heftiges Gewitter und in Noahs Stadt standen bald die Straßen unter Wasser. Noah interpretierte das sofort als göttliche Botschaft und trieb seine Schwiegertöchter und Frauen in die Arche, während das Mannsvolk die Viecher zusammentreiben musste. Kaum war das letzte Faultier an Bord, rumpelte es ganz gehörig. Dort, wo die Anatolische Platte an die Eurasische grenzt, bebte zufällig die Erde und (so sagt es die Legende) die Landbrücke brach zusammen.

Der ganze Küstenbereich des Meeres wurde überflutet und so bekam die Arche Wasser unter den Kiel. Weil die Arche keinen Antrieb hatte, wurde sie zum Spielball der Strömungen und Winde und wurde einige Wochen hin und her getrieben. Um eine Meuterei in der Familie abzuwenden (Noahs Frau hatte das Gästezimmer entdeckt), warf Noah seine Ellen ungefähr nach drei Monaten mit den Worten "Such Land, Täubchen," von der Arche.

Noah sah das Ausbleiben von Ellen als Zeichen und folgerte: "Irgendwo muss Land sein." Und so im Sinnieren achtete Noah nicht auf seine Umgebung (er hatte Wache) und tatsächlich, seine Arche Noah krachte in den Berg Ararat.

Noah hatte alles richtig gemacht. Selbst sein Fehltritt mit Ellen wurde als Folge eines göttlichen Auftrages gedeutet, denn hatte Noah nicht, nachdem er das Täubchen zum Kundschaften geschickt hatte, Land entdeckt? Und auch das Viehzeug, dass die Arche bevölkerte (ok, ein paar Gazellen waren in der Zwischenzeit von Löwen gefressen worden), fand noch gute Verwendung. Noah verkaufte die Tiere an einen Zirkus. Woher die Zirkusleute kamen, weil ja angeblich alle Menschen außer Noahs Familie in der Sintflut ertrunken waren, wurde nicht weiter verfolgt. An einer so schönen Geschichte will man ja schließlich noch lange Freude haben.

 
Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde. Es war viele, viele Jahre später. Die Menschen waren verdorben und gewalttätig und er beschloss, sie zu vertilgen, genau so, wie er es vor langer Zeit schon einmal getan hatte. Um genau zu sein, es war im Jahr 2000 nach Christus.
Einer der Nachkommen von Noah hieß zufällig auch Noah.  Und so sprach Gott zu Noah:

 "Noah, bau mir noch einmal eine Arche aus Zedernholz, so eine wie damals: 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch. Ich will eine zweite Sintflut über die Erde bringen. Die Menschen haben nichts dazu gelernt. Du aber gehe mit deiner Frau, deinen Söhnen und deren Frauen in die Arche und nimm von allen Tieren zwei, je ein Männchen und ein Weibchen. In sechs Monaten werde ich den großen Regen schicken."
Noah stöhnte auf; musste das denn sein? Wieder 40 Tage Regen und 150 unbequeme Tage auf dem Wasser mit all den lästigen Tieren an Bord und ohne Fernsehen! Aber Noah war gehorsam und versprach, alles genau so zu tun, wie Gott ihm aufgetragen hatte.
Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen. Noah saß in seinem Vorgarten und weinte, denn da war keine Arche. "Noah", rief der Herr, "Noah, wo ist die Arche?" Noah blickte zum Himmel und sprach: "Herr, sei mir gnädig." Gott fragte abermals: "Wo ist die Arche, Noah??
Da trocknete Noah seine Tränen und sprach: "Herr, was hast du mir angetan? Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine Baugenehmigung. Die dachten zuerst, ich wollte einen extravaganten Schafstall bauen. Die kamen mit der ausgefallenen Bauform nicht zurecht, denn an einen Schiffbau wollten sie nicht glauben.
Auch deine Maßangaben stifteten Verwirrung, weil niemand mehr weiß, wie lang eine Elle ist. Also musste mein Architekt einen neuen Plan entwerfen. Die Baugenehmigung wurde zunächst abgelehnt, weil eine Werft in einem Wohngebiet planungsrechtlich unzulässig sei. Nachdem ich dann endlich ein passendes Gewerbegrundstück gefunden hatte, gab es nur noch Probleme. Im Moment geht es z.B. um die Frage, ob die Arche feuerhemmende Türen, eine Sprinkleranlage und einen Löschwassertank benötige. Auf einen Hinweis, ich hätte im Ernstfall rundherum genug Löschwasser, glaubten die Beamten, ich wollte mich über sie lustig machen.
Als ich ihnen erklärte, das Wasser käme noch in großen Mengen, und zwar viel mehr als ich zum Löschen benötigte, brachte mir das den Besuch eines Arztes vom Landeskrankenhaus ein. Er wollte von mir wissen, was ein Schiffbau auf dem Trockenen, fernab von jedem Gewässer, solle.
Die Bezirksregierung teilte mir daraufhin telefonisch mit, ich könnte ja gern ein Schiff bauen, müsste aber selbst zusehen, wie es zum nächsten größeren Fluss käme. Mit dem Bau eines Sperrwerks könnte ich nicht rechnen, nachdem der Ministerpräsident zurückgetreten sei.
Dann rief mich noch ein anderer Beamter dieser Behörde an, der mir erklärte, sie seien inzwischen ein kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen und darum wolle er mich darauf hinweisen, dass ich bei der EU in Brüssel eine Werftbeihilfe beantragen könne; allerdings müsste der Antrag achtfach in den drei Amtssprachen eingereicht werden.
Inzwischen ist beim Verwaltungsgericht ein vorläufiges Rechtsschutzverfahren meines Nachbarn anhängig, der einen Großhandel für Tierfutter betreibt. Der hält das Vorhaben für einen großen Werbegag - mein Schiffbau sei nur darauf angelegt, ihm Kunden abspenstig zu machen. Ich habe ihm schon zwei Mal erklärt, dass ich gar nichts verkaufen wolle. Er hört mir gar nicht zu und das Verwaltungsgericht hat offenbar auch viel Zeit.
Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische Zedern dürfen nicht mehr eingeführt werden. Als ich deshalb hier im Wald Bauholz beschaffen wollte, wurde mir das Fällen von Bäumen - unter Hinweis auf das Landeswaldgesetz verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das Klima. Außerdem sollte ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen. Mein Einwand, in Kürze werde es gar keine Natur mehr geben und das Pflanzen von Bäumen an anderer Stelle sei deshalb völlig sinnlos, brachte mir den zweiten Besuch des Arztes vom Landeskrankenhaus ein.
Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich, für das notwendige Holz selbst zu sorgen. Sie wählten jedoch erst einmal einen Betriebsrat. Der wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den Holzschiffbau auf dem flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln. Weil wir uns aber nicht einig wurden, kam es zu einer Urabstimmung und zum Streik. Herr, weißt du eigentlich, was Handwerker heute verlangen? Wie soll ich denn das bezahlen?
Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere einzusammeln. Am Anfang ging das noch ganz gut, vor allem die beiden Ameisen sind noch immer wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger und zwei Schafe von der Notwendigkeit ihres gemeinsamen und friedlichen Aufenthaltes bei mir überzeugt hatte, meldete sich der örtliche Tierschutzverein und rügte die artwidrige Haltung. Und mein Nachbar klagt auch schon wieder, weil er auch die Eröffnung eines Zoos für geschäftsschädigend hält.
Herr, ist dir eigentlich klar, dass ich auch nach der Europäischen Tierschutztransportverordnung eine Genehmigung brauche? Ich bin schon auf Seite 22 des Formulars und grüble im Moment darüber, was ich als Transportziel angeben soll.
Und wusstest du, dass z. B Geweih tragende Tiere während der Brunftzeit überhaupt nicht transportiert werden dürfen? Und die Hirsche sind ständig am Schnackseln, wie Fürstin Gloria sagen würde und auch der gemeine Elch und Ochse denken an nichts anderes, besonders die südlicheren!
Herr, wusstest du das? Übrigens, wo hast du eigentlich die Callipepia Caliconica - du weißt schon, die Schopfwachteln und den Lethamus Discolor versteckt? Den Schwalbensittich habe ich bisher auch nicht finden können.
Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 43 Vorschriften der Binnenmarkt-Tierschutzverordnung bei dem Transport der Kaninchen strikt beachten muss. Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese Vorschriften auch für Hasen gelten.
Übrigens: wenn du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges Schiff zu deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen Küstenmeeres aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel einfacher. Du könntest dich doch auch einmal für mich bemühen. Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte mir, dass ich Gülle, Jauche, Exkremente und Stallmist nicht im Wasser entsorgen darf. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Damals ging es doch auch!
Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei mir gemeldet und von mir eine Karte der künftig überfluteten Gebiete erbeten. Ich habe ihnen einen blau angemalten Globus geschickt.
Und vor zehn Tagen erschien die Steuerfahndung; die haben den Verdacht, ich bereite meine Steuerflucht vor. Ich komme so nicht weiter Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht doch lieber meinen Rechtsanwalt mit auf die Arche nehmen?"
Noah fing wieder an zu weinen. Da hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf und die Sonne schien wieder. Und es zeigte sich ein wunderschöner Regenbogen. Noah blickte auf und lächelte. "Herr, du wirst die Erde doch nicht zerstören?"
Da sprach der Herr: "Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft schon eure Verwaltung!"


 

 

 

©_Andreas_Rybacki